a08_01
KAISERLICH RUSSISCH DEUTSCHE LEGION
DIE LEGION
FELDZÜGE -  SCHLACHTEN
ARMEEKORMS WALLMODEN
INHALTSVERZEICHNIS
ZEITTAFEL
QUELLENVERZEICHNIS
TERMINE
HOME

Kaiserlich Russisch – Deutsche Legion

1812 in Russland zum Kampf gegen die napoleonische Armee gebildetes,
bis 1815 bestehendes Freiwilligenkorps

Der preußische Staatsmann und deutsche Patriot Karl von und zum Stein (1757-1831), der sich seit Juni 1812 in Rußland aufhielt, schlug am 18.6.1812 in einer Denkschrift vor, eine ,,deutsche" Legion aus Freiwilligen zu bilden. Sie sollte am russischen Abwehrkampf gegen die unmittelbar bevorstehende napoleonische Invasion und danach auf deutschem Boden am Kampf um die nationale Unabhängigkeit teilnehmen. Zar Alexander I. von Russland(1777-1825) stimmte dem Vorschlag zu und überantwortete die Bildung der Legion dem Komitee für deutsche Angelegenheiten. Das Komitee war auf Steins Initiative im Juni 1812 in Rußland gegründet worden und widmete sich der Agitation für einen Befreiungskampf aller deutschsprachigen Länder gegen die napoleonische Fremdherrschaft. Es unternahm große Anstrengungen zur Schaffung der Legion, über deren Charakter es jedoch unterschiedliche Meinungen gab. Der Vorsitzende des Komitees, der Herzog Friedrich Peter Ludwig von Oldenburg-Holstein (1755-1829) wollte sie den Interessen der Feudalaristokratie unterordnen. Stein dagegen war bestrebt, die Legion zum Keim einer künftigen deutschen Nationalarmee zu machen. An der Seite und im Sinne Steins wirkte der patriotische Schriftsteller Ernst Moritz Arndt (1769-1860) propagandistisch für die Legion (,,Kurzer Katechismus für deutsche Soldaten").

In der Legion, offiziell als Kaiserlich Russisch-Deutsche Legion bezeichnet, sollten nur Deutsch sprechende Freiwillige aufgenommen werden. Die Verpflichtung zum Dienst galt für die Dauer des Krieges. Die Aufstellung der Legion war mit sehr großen Schwierigkeiten verbunden und erfolgte über einen längeren Zeitraum. Sie begann im Sommer 1812 in Reval, wo bis Mitte Oktober 1500 deutschsprachige Freiwillige versammelt waren. Die Freiwilligen rekrutierten sich aus gefangen genommenen oder übergelaufenen preußischen, österreichischen und Rheinbundsoldaten. Auch 31 preussische Offiziere, die bereits vor dem Krieg von 1812 nach Russland emigriert waren, traten in die Legion ein, darunter Oberstleutnant Carl von Clausewitz (1780 - 1831). Nachdem im Sommer 1813 auf deutschem Gebiet die letzten Einheiten errichtet worden waren, umfaßte die Legion 2 Infanterie - Brigaden zu je 3 Bataillonen, 2 Husaren - Regimenter zu je 4 Schwadronen, 2 reitende Batterien, eine Fußbatterie, 1 Jägerkompanie und 1 Park - Kolonne. Die vorgesehene Gesamtstärke von rd. 9500 Mann wurde zu zwei Dritteln erreicht. Zu Beginn des nationalen Unabhängigkeitskrieges1813/14 hatte die Legion 4244 Mann (3003 Infanteristen, 929 Kavalleristen, 312 Artilleristen) und 2245 Pferde im Bestand (Stand vom 1.4.1813), wuchs aber in der Folgezeit zahlenmäßig rasch an. Der russisch-englische Vertrag von Peterwaldau vom 6.7.1813 sicherte die Oberhoheit des Zaren über die Legion. Ausrüstung und Unterhalt wurden jedoch für die Kriegsdauer von England mit dem Recht übernommen, die Legion nach eigenem Ermessen in Europa einzusetzen. Die Ausrüstung erfolgte über ein Depot in Stralsund fast ausschließlich mit englischem Material.

Den Oberbefehl über die Legion erhielt am 28.6.1813 der in russischen und englischen Diensten stehende österreichische Feldmarschalleutnant Ludwig von Wallmoden-Gimborn (1769-1862). Er kommandierte ein zur Nordarmee gehörendes selbständiges Corps, dem die Legion zugeteilt war und zu dessen Generalstabschef Clausewitz ernannt wurde. Das Korps Wallmoden stand in Mecklenburg, wo sich die Legion im Sommer sammelte. Im Herbstfeldzug 1813 kam sie erstmals zum Einsatz. Auf ihren Zügen trieb die Legion auch patriotische Propaganda unter der Bevölkerung. Am 16.9.1813 kämpfte sie im Gefecht an der Göhrde, in dem das Corps WalImoden eine französische Division schlug. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 ging die Legion, die Mitte November mit rund 8500 Mann ihren Höchststand erreichte, im Rahmen der Nordarmee über die Elbe. Sie nahm jedoch nicht, wie Offiziere und Soldaten hofften, am Vormarsch nach Frankreich teil, sondern kam am Jahresende in Holstein und im Frühjahr 1814 in den Niederlanden zum Einsatz.

Unter den Angehörigen der Legion wuchs die Unzufriedenheit, da für mehrere Monate der Sold ausstand und die weitere Verwendung ungewiß war. Viele patriotische Offiziere befürchteten. daß die Legion zum Schacherobjekt der europäischen Mächte werden könnte. Deshalb wurde die Aufnahme des Korps Wallmoden in die preußische Armee angestrebt. Ein am 2.6.1814 in Paris abgeschlossener Vertrag zwischen Rußland, England und Preussen bestimmte, das Korps auf die sächsischen und bergischen Truppenkontingente zu verteilen, die der preußischen Armee angegliedert werden sollten. Die Legion wurde in "Deutsche Legion" umbenannt, ihr Weiterbestehen als selbständige Truppenformation gewährleistet. Den in ihren Dienstgraden bestätigten Offizieren und Mannschaften stand es frei, in die russische Armee oder in die Streitkräfte ihrer Heimatstaaten einzutreten. Die Entlassung der nicht preussischen Soldaten begann Mitte 1814. Zur Anpassung an das neue Unterstellungsverhältnis gliederte man die Infanterie der Legion in 2 Regimenter, die am 16.7.1814 vom preußischen III. Armeekorps übernommen wurden. Mit der Umbildung der 2 Husaren - Regimenter zum 8.Ulanenregiment und der 2 Infanterie - Regimenter zum 30. und 31. Infanterie - Regiment vollzog sich die endgültige Eingliederung der Legion in die preußische Armee. Am 18.4.1815 erfolgte ihre offizielle Auflösung.

Die Legion war Ausdruck des Volkskampf es gegen die napoleonische Fremdherrschaft und der russisch-deutschen Waffenbrüderschaft im nationalen Unabhängigkeitskrieg. 

ZURÜCK
HOME
WEITER
a08_01