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KAISERLICH RUSSISCH DEUTSCHE LEGION
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LIGNY – QUATRE BRAS - WAVRE
WATERLOO
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Ligny – Quatre Bras
6. Juni 1815

Wavre
18./19. Juni 1815

Am 14. Juni ergriff Napoleon die Initiative und überschritt mit 78.000 Mann und 248 Geschützen nördlich von Beaumont und ostwärts der Sambre die Grenze. Wellington stand Anfang Juni mit 93.000 Mann im Raum Brüssel, von denen nur 31.000 Briten waren, die übrigen waren Hannoveraner, Braunschweiger, Nassauer und Niederländer. Blüchers Armee im Raum Charleroi - Naumur - Lüttich zählte 116.000 Mann. Napoleon kam es vor allem darauf an, durch ein Vorgehen gegen Charleroi die Verbündeten zu trennen und zum Rückzug zu zwingen, den einen auf Ostende, den anderen über Lüttich auf den Rhein und dann jeden einzeln zu vernichten. Wellington und Blücher hatten diese Absicht vorausgesehen und wollten sich vorwärts bei Gosselies und Fleurus vereinigen. Sie ließen sich durch Napoleons Antreten überraschen, da Gerüchte über dessen Marschbewegungen nicht genügt hatten, die Versammlung ihrer weit auseinandergezogenen Verbände zu beschleunigen.

Am 15. Juni überschritten die Franzosen die Sambre und drängten Zietens unterlegenes Korps nach Fleurus zurück. Dessen hartnäckige Verteidigung gewährte Blücher Zeit, drei seiner vier Korps bei Sombreffe zu versammeln. Der linke Flügel, Marschall Ney mit 50.000 Mann, ging vorsichtig gegen Gosselies vor und vertrieb die Preußen aus dem Ort, doch er versäumte, Napoleons Befehl auszuführen, das wichtige Straßenkreuz Quatre Bras in die Hand zu bekommen. Zu spät erhielt Wellington Meldung über die ersten Gefechte. Im ungewissen über Napoleons Stoßrichtung und sehr empfindlich gegen eine mögliche Bedrohung seiner Verbindung zur Küste, befahl er noch keine Konzentration seiner Kräfte nach links. Glücklicherweise erkannte der Herzog von Sachsen-Weimar die Gefahr und besetzte mit seiner Brigade der Division Perponcher aus eigenem Entschluß Quatre Bras.

So trafen Neys vorderste Truppen - 19.000 Mann Infanterie, 3.000 Reiter und 60 Geschütze - am 16. Juni morgens nur auf Perponchers holländisch-belgische Division mit 8.000 Mann Infanterie, 15 Geschützen und 50 Husaren. Die Aufklärung der Franzosen war zumeist ungenügend, und so ließ sich Ney von Untergebenen und seinen eigenen Erfahrungen auf der Pyrenäenhalbinsel überzeugen, daß er zu schwach sei, das Straßenkreuz zu nehmen und daß er wohl eine typisch Wellington‘sche Stellung mit den stärkeren Kräften am Hinterhang vor sich habe.

Erst um 11 Uhr begann Ney zu handeln, und da die Masse seiner Infanterie noch auf der Straße bis zur Sambre zurück auseinandergezogen war, waren die Resultate gering. Auch Napoleons Befehle hatten ihm nicht die Dringlichkeit zum Bewußtsein gebracht.

Am frühen Nachmittag waren nach hartem Kampf zwei Weiler und ein Teil des Bois de Bossu südwestlich Quatre Bras genommen. Die Front der Verbündeten war in erheblicher Gefahr, als gerade zur rechten Zeit Wellington von seinem Treffen mit Blücher bei Ligny zurückkam. Eine holländisch-belgische Kavalleriebrigade marschierte auf und Pictons 5. Division (8.000 Briten und Hannoveraner), in Eilmärschen von Brüssel herangezogen, traf ein.

Fünf Stunden dauerte der erbitterte Kampf, immer wieder mußte Wellingtons Infanterie eiligst Karrees bilden, um den Attacken der Kürassiere und Lanciers standzuhalten. Die Kavallerie der Verbündeten ritt in Gegenattacken an, wenn auch meist vergeblich. Doch immer mehr Verstärkungen erreichten Wellington, die alle auf den Kanonendonner zu marschierten oder ritten, bis er schließlich über 30.000 Mann verfügte. Nach langem Hin und Her mußten die Franzosen der Überzahl weichen. Ihre Verluste betrugen 4.000 Mann, die der Verbündeten 600 mehr. Wenn auch Ney die große Chance des Durchbruchs am Morgen nicht ausgenützt hatte, so hatte er zumindest Wellington gehindert, Blücher 8 Meilen südostwärts bei Ligny zu unterstützen.

Das eigenartige Schicksal des Korps d‘Erlons unterstreicht die Abhängigkeit der beiden Schlachten voneinander: auf dem Weg nach Quatre Bras erhielt es den Befehl, zu Napoleon zu stoßen; die ersten Truppen hatten kaum den Rand Schlachtfeldes von Ligny erreicht, als sie dringende Befehle aufgebrachten Ney erreichten, ihm unverzüglich zu Hilfe zu kommen. Sie kamen bei Quatre Bras zu spät und waren so zwischen den Schlachtfeldern hin und her marschiert, ohne daß sie irgendwo eingreifen konnten.

Blücher hielt mit 84.000 Mann eine 7 Kilometer lange Front am Ligny-Bach. Er erwartete das Korps Bülow, das aber den weitesten Weg hatte und infolge von Unstimmigkeiten in der Befehlsübermittlung zu spät abmarschiert war, hatte auch das Versprochen Wellingtons, ihn zu unterstützen. Napoleon beabsichtigte den preußischen linken Flügel zu fesseln, dann das Zentrum anzugreifen und Blücher zum Einsatz seiner Reserven zu zwingen. Dann sollte Ney von Quatre Bras kommend Blüchers rechten Flügel umfassen und Sieg vollenden.

Den ganzen Nachmittag dauerte der blutige Kampf um Brücken, Friedhof, befestigte Weiler, überall verstopften die Leichen der Gefallenen Straßen und Obstgärten. Ein Gewitter ging den französischen Sturm im schwindenden Tageslicht voraus. Napoleon mußte Blücher den Todesstoss versetzen, um an nächsten Tag die Hände gegen Wellington vollkommen frei zu haben. Grouchy hatte am rechten Flügel Boden gewonnen und bedrohte Sombreffe. Da machte der 72-jährige Blücher zum zweitenmal seinem Namen "Marschall Vorwärts" alle Ehre, indem er persönlich seine schwachen Reserveschwadronen zu einer Gegenattacke führte. Sein Pferd wurde erschossen und begrub seinen Reiter unter sich, betäubt und mit Quetschungen wurde Blücher zurückgetragen. Trotz des Mißerfolges gewann doch diese Reiterattacke genug Zeit für die Infanterie, den einzuleiten. Unter Führung des Generalstabschefs Gneisenau zog sich preußische Armee auf Wavre zurück, 17 Meilen im Norden. Blücher und Gneisnenau hatten sich nach dem Eintreffen einer Mitteilung Wellingtons, dass er am nächsten Tag an der Straße nach Brüssel südlich von Waterloo eine Schlacht annehmen werde, sofern Blücher bereit wäre, ihn zu unterstützen, entschieden, ihm mit drei Armeekorps zu Hilfe zu kommen. Sie beliessen nur das Armeekorps Tielemann bei Wavre, um Grouchy hinzuhalten.

In der Erkenntnis, daß dem Gegner durch gemeinsame Anstrengungen eine Vernichtungsschlacht geliefert werden könne, gaben die preußischen Führer ihre rückwärtigen Verbindungen auf, womit sie ein großes, aber tragbares Risiko eingingen. Wellington nannte dies "den entscheidenden Augenblick des Jahrhunderts".

Napoleon, der einen Rückzug der Preußen auf Lüttich als sicher ansah, unterstellte Marschall Grouchy am 17. Juni zwei Korps und starke Kavallerie, die den abziehenden Gegner verfolgen und eine Festsetzung der Preußen in neuen Stellungen unterbinden sollten.

Der Kaiser selbst zog mit den übrigen Truppen nach Quatre Bras. Ohne den erwarteten entscheidenden Sieg war seine Verfolgung vorsichtig, hatte noch keine Meldung von Ney. Als er nach QuatreBras kam Wellington hinter seinem Kavallerieschleier verschwunden. Zu spät - Napoleon nun mit aller Energie zur Verfolgung an. In strömendem Regen und nach einem hartnäckigen Nachhutgefecht bei Genappe ging Wellington auf vorerkundete Stellung auf dem Höhenrücken Mont St.Jean zurück, auf gleicher Höhe mit den Preußen.

Noch am 17. Juni trat Napoleon den Weitermarsch in Richtung Brüssel an. Der Regen erschwerte insbesondere das Voranbringen der Artillerie sowie der Munitions- und Verpflegswagen. Abends stellten die Vorhuten fest, dass der zurückweichende Gegner haltgemacht hatte.

Unabhängig davon verfolgte Grouchy mit einen Drittel von Napoleons Truppen das Korps Tielemann bei Wavre und meinte, die ganze preußische Armee vor sich zu haben. Seine Truppen kamen aber nur 10 Meilen vorwärts und zwei Stunden vor Dunkelheit brach er die Verfolgung wegen des starken Regens und der aufgeweichten Wege ab, worunter ja auch die Preußen zu leiden hätten. Am nächsten Tag ließ er sich nicht vom Drängen seiner Unterführer bestimmen, auf den Kanonendonner von Belle Alliance zuzumarschieren sondern hielt sich strikt an Napoleons ersten Befehl, der ihn nach Wavre dirigierte. Hier an der Dyle fand er endlich die Preußen, aber nur das Korps Tielemann, das zurückgelassen worden war, um ihn abzulenken. Als ihn endlich Napoleons Befehl zum Angriff gegen Bülows Rücken erreichte, war er so in den Kampf um den Flußübergang verwickelt, daß er das Schlachtfeld viel zu spät erreicht hätte. Tielemann hatte seinen Zweck erfüllt und zog sich erst an nächsten Morgen vor der zahlenmäßigen Überlegenheit zurück. Grouchy trat auf die Nachricht von Napoleons Niederlage unverzüglich den Rückzug an und brachte seine 33.000 Mann ungestört auf Umwegen nach Paris zurück. 

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